Die US-Grenzschutzbehörde (CBP) hat an allen internationalen Flughäfen der USA Gesichtserkennungssoftware implementiert. Wie wirkt sich das auf USA Reisende aus?
Nach einer mehrjährigen Testphase kommt das biometrische System zur Gesichtserkennung seit 2022 offiziell an allen US Flughäfen mit internationaler Anbindung zum Einsatz.
Die Einführung dieser Technologie im internationalen Reiseverkehr soll die Sicherheit beim Reisen erhöhen und die Prozesse an Flughäfen beschleunigen. Diese digitale Umstellung ist nur eine von vielen Anpassungen, die in den kommenden Jahren erfolgen werden.
Besonders auf großen US Flughäfen mit einer hohen Anzahl internationaler Reisende wird die Technik bei Sicherheits- und Passkontrollen eingesetzt, um Wartezeiten zu verringern, aber auch um durch die kontaktlose Reise Krankheiten einzuschränken und potenziellen Betrug zu identifizieren.
Bereits seit Jahren kommen diverse biometrische Systeme an Flughäfen weltweit zum Einsatz. So setzen es viele internationale Airlines beim Einchecken von Gepäck oder auch beim Boarding am Gate ein.
Die Software namens "Simplified Arrival" erstellt am Flughafen ein Foto von den Reisenden und gleicht dies mit bestehenden gespeicherten Bildern des Reisepasses, US Visums oder Regierungsdokumenten ab.
Laut CBP wird der Gesichtserkennungsabgleich grundsätzlich nur an den Kontrollstellen der Flughäfen eingesetzt, an denen Reisende auch vorher schon verpflichtet waren, ihre Reiseunterlagen zur Prüfung vorzulegen.
An den vorgesehenen Kontrollstellen werden Fotos von den Reisenden gemacht, die daraufhin direkt mit vorhandenen Daten abgeglichen werden, während Beamte Fragen zum Einreisegrund stellen.
Der Einsatz von Technologie ändert nichts daran, dass die US Beamten nach wie vor darüber entscheiden, welche Personen in die USA einreisen dürfen und ob weitere Befragungen notwendig sind.
Nicht nur die COVID 19 Pandemie sondern auch die Wartezeiten durch Personalmangel haben gezeigt, dass das vorherige Kontrollsystem an den US amerikanischen Flughäfen nicht auf Dauer beibehalten werden konnte.
Nachdem in den letzten Jahren nach und nach mehr Technologie zum Einsatz kam, um Prozesse zu beschleunigen, hat das biometrische System durch einen schnelleren Abgleich der Daten nicht nur Wartezeiten verkürzt, sondern bietet auch einen höheren Hygienestand, indem direkter Kontakt gemieden wird.
Die manuelle Kontrolle durch Beamte dauerte im Schnitt 10 bis 30 Sekunden und ist z. B. bei optischer Veränderung der Reisenden nicht immer eindeutig.
Der digitale Abgleich anhand biometrischen Daten ist nach 2 bis 3 Sekunden abgeschlossen und beruht auf einer Genauigkeit von 98%. Der biometrische Abgleich von Gesichtern ist sehr viel genauer und weniger anfällig für Betrug, als der Iris Scan oder Fingerabdrücke, da zum Gesicht bereits sehr viel mehr Bilder einer Person vorliegen, die für Abgleiche genutzt werden können. Damit ist die biometrische Kontrolle viel schneller, genauer und effizienter.
Innerhalb des Testzeitraums (zwischen 2018 und 2022) hatten über 170 Millionen Reisende am Gesichtsabgleichverfahren teilgenommen. Davon konnten mehr als 1.500 Betrüger, die versucht haben mit echten Reisedokumenten zu falschen Identitäten in die Vereinigten Staaten einzureisen, aufgespürt werden.
Dennoch dient das biometrische System lediglich als Hilfsmittel bei der Sicherheitskontrolle. Es bleiben weiterhin CBP Officer im Einsatz, die auf Grundlage der vorliegenden Informationen weitere Fragen stellen und über das Einreiseschicksal jedes Reisenden entscheiden.
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Der Datenschutz und die individuelle Privatsphäre ist wohl einer der größten Kritikpunkte seit der Einführung von biometrischen Systemen.
Auch wenn die US Zoll und Grenzschutzbehörde CBP damit wirbt, dass es Automatisierungen zur Datenlöschung gibt, ist fraglich, ob dies auch eingehalten werden kann. So sollen Bilder von US Staatsbürgern bereits nach 12 Stunden gelöscht werden, Aufnahmen internationaler Reisender jedoch ans System des US Department of Homeland Security transferiert werden. Theoretisch kann also jederzeit auf alle Daten zugegriffen werden, vor allem um Reisende zu tracken, die als Bedrohung angesehen werden.
Zudem wurde bereits von vielen Seiten Kritik geäußert, wie anfällig die Daten für Cyber Attacken sind. Im Jahr 2019 musste die CBP beispielsweise einen Datenhack verkraften, bei der Hacker tausende Daten von Subunternehmern veröffentlicht hatten, die nicht befugt waren, die Informationen zu speichern.
Prozesse können dank biometrischer Technologien nahezu vollständig automatisiert ablaufen, ohne dass ein Reisepass benötigt wird, da theoretisch alle Daten über die Gesichtserkennung erfasst werden können.
Um dieses digitale System nutzen zu können, müssen Reisende allerdings bereits bei der Reisebuchung ihre persönlichen Daten preisgeben. Sicherheitschecks bzw. Identitätschecks können direkt nach der Buchung erfolgen und Passagiere in Risikogruppen unterteilt und gegebenenfalls zu weiterer Identifikation aufgefordert werden.
Die Firma CLEAR versucht dieses System bereits innerhalb verschiedener Locations in den USA umzusetzen, um Check-in Prozesse zu beschleunigen. Man registriert sich online und schließt die Registrierung dann an einer CLEAR Station ab, indem man sein Gesicht oder Finger scannen lässt. Das System speichert nicht nur die Personaldaten, sondern auch Gesundheitsnachweise wie Impfpass oder COVID-Tests.
CLEAR ist offiziell vom Department of Homeland Security freigegeben und arbeitet seit Jahren mit den größten Fluggesellschaften sowie mit zahlreichen Veranstaltern von Sportevents zusammen. In über 200 US-amerikanischen Flughäfen gibt es daher bereits separate Schlangen, die für zahlende CLEAR Mitglieder bestimmt sind, die durch den einfachen Gesichtsscan lange Wartezeiten umgehen können.
Gerade US-Staatsbürger:innen, die innerhalb der USA viel reisen, haben durch das System einen Vorteil, zumindest an den Flughäfen, die noch nicht auf das einheitliche System zur Gesichtserkennung umgestellt haben.