Das US-amerikanische Gesundheitssystem gilt als eines der teuersten und komplexesten der Welt. Während die USA im Vergleich zu anderen Industrieländern eine höhere Lebenserwartung aufweisen, bleiben Millionen von Amerikaner:innen ohne Krankenversicherung. Die Corona-Pandemie hat die Schwächen des US-amerikanischen Gesundheitssystems noch deutlicher aufgezeigt. Wir werfen einen Blick auf die Herausforderungen des US-Gesundheitssystems und die Reformbedarfe.
Gesundheitssysteme weltweit unterscheiden sich erheblich in ihrer Effizienz, dem Zugang zur medizinischen Versorgung und den damit verbundenen Kosten. In diesem Zusammenhang fällt oft der Vergleich mit dem Gesundheitssystem in den USA auf, das in der Vergangenheit oft kritisiert wurde. Aber wie schneidet das Gesundheitssystem in den USA im Vergleich zu anderen Ländern weltweit ab?
Ein zentraler Kritikpunkt an dem US-amerikanischen Gesundheitssystem ist das Fehlen einer flächendeckenden Krankenversicherung, die es vielen Menschen unmöglich macht, medizinische Leistungen in Anspruch zu nehmen. Im Gegensatz dazu verfügen Länder wie Kanada oder Großbritannien über ein staatliches Gesundheitssystem, das allen Bürgern kostenlosen Zugang zur medizinischen Versorgung gewährt.
Deutschland ist bekannt für sein Sozialversicherungssystem, welches den größten Teil der medizinischen Leistungen durch Krankenkassen abdeckt. Es gibt sowohl private als auch staatliche Krankenversicherungen, die sich selbstständig mit ihren Versicherten beschäftigen, jedoch nur innerhalb eines vom Staat vorgegebenen Rahmens agieren dürfen.
Im Vergleich zu den USA gibt der deutsche Staat mehr Vorgaben für das Gesundheitssystem vor. Dennoch übernimmt er nicht die vollständige Verantwortung für die Kommunikation mit Krankenhäusern oder die Abwicklung medizinischer Leistungen. Ein solcher Ansatz, der auf Verstaatlichung setzt, findet sich jedoch in anderen Ländern.
In Schweden hingegen werden fast alle medizinischen Behandlungen direkt aus der Staatskasse finanziert und der Staat übernimmt auch die Kommunikation mit Gesundheitszentren sowie anderen Einrichtungen der medizinischen Versorgung, wie zum Beispiel Apothekerverbänden und Krankenhausgesellschaften.
Eines der größten Probleme des US-Gesundheitssystems ist die hohe Kostenbelastung, die auf Patient:innen zukommt. Im Gegensatz zu anderen Ländern, die ein staatliches Gesundheitssystem haben, müssen die Amerikaner:innen ihre eigene Versicherung abschließen, um sich medizinisch behandeln zu lassen. Die Prämien sind dabei oft so hoch, dass viele Menschen sie sich nicht leisten können. Selbst wenn sie sich versichern können, müssen sie oft noch erhebliche Eigenbeiträge leisten, um ihre Behandlungskosten zu decken.
Ein weiteres großes Problem des US-Gesundheitssystems ist die ungleiche Verteilung von Gesundheitsleistungen. Diejenigen, die sich keine teure Versicherung leisten können, sind auf eine schlechtere Versorgung angewiesen als diejenigen, die es sich leisten können. Auch der Zugang zu spezialisierten Ärzten ist eingeschränkt. In ländlichen Gebieten gibt es oft nur wenig Ärzt:innen, die in der Lage sind, schwere Erkrankungen zu behandeln. In den Städten gibt es zwar mehr medizinisches Personal, aber auch hier ist der Zugang oft begrenzt. Vor allem für Menschen mit geringem Einkommen oder ohne Versicherung kann der Zugang zur Gesundheitsversorgung eine große Herausforderung sein.
Das Gesundheitssystem der Vereinigten Staaten wird primär aus den über Arbeitgebendenversicherungen, Privatzahlungen der US-Bürger:innen sowie den staatlichen Programmen finanziert (Medicare und Medicaid).
Etwa 49 Prozent der US-Amerikaner:innen waren 2021 über ihren Arbeitgebenden versichert, der je nach Versicherung und Vertrag bestimmte medizinische Behandlungen übernimmt. Hierunter fallen aber oftmals keine Zahnarztbehandlungen oder auch Impfungen.
Einen großen Anteil in diesem System müssen die Bürger:innen also immer noch selbst zahlen, entweder für private Versicherungen oder Zuschläge, wenn die Versicherung die medizinische Leistung nicht übernimmt. Die Kosten variieren hier stark.
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Das US-amerikanische Gesundheitssystem ist sehr komplex und besteht aus verschiedenen Akteuren, darunter Versicherer, Ärzte, Krankenhäuser, Pharmaunternehmen und Regulierungsbehörden. Diese Vielzahl von Akteuren führt zu einem komplizierten Abrechnungssystem, das für Patient:innen und Versicherte oft undurchsichtig ist. Die hohen Verwaltungskosten, die durch die Komplexität des Systems entstehen, tragen zusätzlich zu den hohen Gesundheitsausgaben bei.
Insgesamt ist die Rolle der Versicherungen im US-Gesundheitssystem komplex und umstritten. Während sie vielen Menschen den Zugang zur medizinischen Versorgung ermöglichen, tragen sie auch zu den hohen Kosten und der begrenzten Auswahl bei. Zusätzlich dazu nutzen Versicherungen oft komplizierte Abrechnungssysteme und begrenzen die Auswahl an Ärzten und Krankenhäusern, die Patienten nutzen können. Dies führt oft zu langen Wartezeiten und Ineffizienz im Gesundheitssystem.
Die Versicherungen in den USA haben eine große Macht über Ärzte und Krankenhäuser, da sie die Basiskosten für Behandlungen und Medikamente bestimmen. Oft müssen Gesundheitsdienstleister ihre Leistungen den Versicherungsanforderungen anpassen, um von Versicherungen bezahlt zu werden, was den Fokus weg von der bestmöglichen Patientenversorgung lenkt.
Medicare hat seinen Fokus vor allem auf ältere Generationen ab 60 Jahren. Jüngere Versicherte haben meistens nur dann eine Chance auf Aufnahme ins Programm, wenn sie eine Behinderung oder schwierige Krankheitsfälle haben.
Medicaid ist in den USA dafür bekannt, die Arztkosten von US-Bürger:innen mit geringerem Einkommen zu übernehmen und die Behandlung von Kindern. Aber auch Schwangere haben hier gute Betreuungschancen.
Die Corona-Pandemie hat das US-Gesundheitssystem vor eine besondere Herausforderung gestellt. Die USA waren eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder und hatten bis Anfang 2022 fast 102 Millionen bestätigte Infizierte und mehr als 1,2 Millionen Todesfälle zu verzeichnen. Die Pandemie hat auch gezeigt, wie wichtig eine flächendeckende Gesundheitsversorgung ist, um die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern und angemessene Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie zu ergreifen.
Das US-amerikanische Gesundheitssystem ist eines der teuersten und komplexesten der Welt. Trotz hoher Ausgaben für die Gesundheitsversorgung bleiben Millionen von Amerikanern ohne Krankenversicherung. Die Schwächen des US-amerikanischen Gesundheitssystems sind besonders für Menschen mit Farbe (PoC) spürbar.
People of Color (PoC) in den USA haben häufiger als Weiße eine schlechtere Gesundheitsversorgung. Der Grund dafür ist, dass sie oft in ärmeren Gegenden leben und aufgrund von Diskriminierung und Rassismus im Gesundheitssystem schlechtere Behandlungsergebnisse erzielen. Zum Beispiel haben Afroamerikanerinnen in den USA eine höhere Sterblichkeitsrate während der Schwangerschaft als Weiße. Auch die Sterblichkeitsrate aufgrund von Diabetes, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bei PoC höher als bei Weißen.
Das US-amerikanische Gesundheitssystem leidet auch unter einem Mangel an Diversität in der Belegschaft. Das bedeutet, dass es weniger PoC im Gesundheitswesen gibt, die die Sprache und Kultur der Patienten verstehen und auf die spezifischen Bedürfnisse von PoC eingehen können. Dies kann zu einer mangelnden Kommunikation und einer schlechteren Gesundheitsversorgung führen.
Diskriminierung im Gesundheitssystem kann dazu führen, dass Betroffene weniger wahrscheinlich medizinische Versorgung in Anspruch nehmen oder sich weniger offen äußern. Dies kann dazu führen, dass Gesundheitsprobleme unentdeckt bleiben oder sich verschlimmern.
Insgesamt bleibt die Gesundheitsversorgung in den USA eine Herausforderung für PoC. Die Regierung und das Gesundheitssystem müssen mehr tun, um sicherzustellen, dass alle Amerikaner, unabhängig von ihrer Hautfarbe oder ihrem Einkommen, Zugang zu erschwinglicher und qualitativ hochwertiger medizinischer Betreuung erhalten.